Zufall, Glück oder Schicksal
das ich 2009 zwei ehemalige Mahnsfelder kennen lernen durfte?
Nachdem ich bei meinen Recherchen häufig auf eine grosse leere im Kopf der Menschen stiess sollte ich hier einmal mehr Glück haben. Ich lernte zwei liebenswerte Menschen kennen, deren Erinnerungsvermögen mehr als klar und deutlich ist.
Nennen wir die beiden Akteure dieser schönen Geschichte Ruth & Rolf:
Ihre Bereitschaft mich bei meiner Forschung nach Mahnsfeld Mühle und meiner Familie dort zu unterstützen ist überaus hoch.
Es sollte nicht alles bleiben. Ruth & Rolf nahmen Kontakt zueinander auf und erstellten in Kooperation ein kleines Wörterbuch "Mahnsfeldsche Wörterchens".
Darüber hinaus schrieb Rolf seine Erinnerungen zu Kindheit und Jugendjahren in Ostpreußen auf und erstellte eine Sammlung mit Fotos, Karten und Berichten.
Es entstand nicht nur ein professionell, mit elektronischen Mittlern verfasster Lebensbericht.
Die Geschichte einer ganzen ostpreußischen Generation, die schlichte und dennoch reiche Erlebniswelt der Kindheit und auch die politisch geprägte Entwicklung ihrer Jugend wird darin deutlich und verständlich.
Ich danke den beiden Autoren sehr für diese Arbeit und die Genehmigung zur auszugsweisen Veröffentlichung dieser Werke hier.
Rolfs Erinnerungen
zum Vergrössern ankicken
Rolfs Erinnerungen an Mahnsfeld/Ostpreußen
Anm.: Siehe Ansichtskarte von A4, Bild oben lins

Anm.: Herr Tietz stellte dem Autoren einige Fotos zur Vergügung
Mahnsfeld auf Wikimapia link Anm.: Die Vogelperspektive auf Wikimapia kann durch anklicken mit der linken Maustaste und festhalten in eine beliebige Richtung verschoben werden. So gelangen wir links zur Autobahn die uns in nördlicher Richtung nach Kaliningrad und südlich an den Grenzübergang nach Polen führt.
Folgen wir dem Strassenverlauf in südliche Richtung überqueren wir den Frisching, ehemaliger Standort von Mühle Mahnsfeld.
Weiter runter gelangen wir dann nach ehemals Packerau Dorf/links und Abbau Packerau.
Kurz hinter dem Frisching führt eine Strasse rechts durch ehem. Baiersfelde/Majskoye und weiter hoch nach Tharau.
Mahnsfeld: Hof Rehberg Weihnachten 1944 -Hofseite-
Das Haus der Grosseltern von Autor Rolf
Vorderansicht Hof Rehberg 1936
Ruth´s Erinnerungen an Mahnsfeld

Dieses Deckblatt wurde von Ruth´s Bruder Erich (+) entworfen. Am 18.12.2009 schickte sie mir dies mit folgenden Unterlagen zu:




Quelle lt. Ruth: Bericht von Herbert Ziesmann
Ruth´s Erinnerungen an die letzten Tage in und die Flucht aus Mahnsfeld
Einwohnerlisten Mahnsfeld aus den Aufzeichnungen von Ruth
Bei den folgenden Listen handelt es sich um Originale, aufgezeichnet von Frau Ruth Schönwald als eine der letzten Einwohnerinnen von Mahnsfeld. Sie selbst nebst ihrer Familie erscheinen darin.
Ich danke Ruth recht herzlich für die Bereitstellung und das o.k. zur Veröffentlichung auf diesen Seiten!
Zusammenfassung der Fakten zu Mahnsfeld von Ruth
Es folgen Ruth´s Listen zu landwirtschaftlichen Betrieben, Handwerkern und Arbeitnehmern in Mahnsfeld.
Die Autorin
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Andere Quellen:
Frühe Jahre in Mahnsfeld - Erwin Gutzeit
Das Kirchdorf Mahnsfeld (1939 - 522 Einwohner) erreichte man früher von Königsberg aus durch das alte Friedländer Tor auf der über Aweiden führenden Chaussee bei Altenberg und seinem Schießplatz, sowie am Dorfe Gollau vorbei. Als dann im Jahre 1936 die Autobahn Elbing-Königsberg in Betrieb genommen wurde, konnte man aber auch über Schönfließ und von dort über einen Teil der Autobahn die nach Mahnsfeld führende Straße bei Gollau erreichen. Auf dieser letztbezeichneten Straße konnte man bis zum Bahnhof Kobbelbude gelangen.
Von Mahnsfeld aus stellte eine Kiesstraße am Galgenberg vorbei die Verbindung mit der Mühle Mahnsfeld an der Stauanlage über den Frisching dar, der hier ide Grenze zum Kreis Pr. Eylau bildete.
Bei einem Unwetter im Jahre 1924 wurde die hözerne Brücke zusammen mit der Stauanlage zerstört. Der Landkreis Königsberg erbaute dann eine Betonbrücke; an den Kosten der neuen Stauanlage für die Wassermühle beteiligte sich auch der Mühlenbesitzer Podehl.
Mahnsfeld hatte in neuerer Zeit schon eine Menge moderner Bauten erhalten. Im vorigen Jahrhundert sah es hier anders aus. Wenn man sich dem Dorfe näherte, erblickte man schon von weiten die alten hohen Eichen und Linden des Pfarrgartens, wogegen sich der niedrige Turm der Pfarrkiche hinter Bäumen versteckte. Einer Schilderung des Dorfes aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts kann man entnehmen, daß beiderseits der Dorfstraße ansehnliche Bauerngehöfte lagen, die zum größten Teil noch strohgedeckte Häuser und Scheunen hatten. Nur die wohlhabenderen Bauern, wie der alte Gustav Sauerbaum und Adolf Woelk und die beiden Krugwirte hatten feste, rotgedeckte Häuser, Kirche und Pfarrhaus lagen mitten im Dorf an der Landstraße, die erst im Jahre 1873 als Chaussee ausgebaut wurde, an der höchsten Stelle des Ortes. In der Nähe der Kirche befand sich auch das alte kleine Schulhaus (1876/77 neu gebaut), in den ehemals der gestrenge Schulmeister Kenneweg über die Schuljugend des Dorfes herrschte. Auf den Dächern des Pfarrhofs und auch auf den Gebäuden nisteten die Störche, die es in Ostpreußen in großer Zahl gab.
Der hintere Friedhof, umgrenzt von alten Eichbäumen, war mit der schönste Punkt im idyllischen Mahnsfeld. In den Pfarrgarten wurde ein Baumbestand von herrlichen alten Eichen und Linden einbezogen, wodurch ein großer Park entstand, in dem sich am Abend Enten und Käuzchen ein Stelldichein gaben.
Am Gutshof Milgen, das ein Vorwerk von dem schon in Kreis Pr. Eylau liegenden Gut Arnsberg war, befand sich dort, wo der Frisching eine teichartige Erweiterung erfuhr, der Badeplatz. Hier gab es auch eine breite flache Stelle - die Furt - durch die bei niedrigem Wasserstand das Vieh getrieben werden konnte und die auch oft Wagen durchfuhren. Nicht weit von Mahnsfeld entfernt, lag das Gut Wernsdorf.
Lange Zeit befand sich dieses Gut im Besitz von August Kuwert, der ein begeisterter Naturfreund und ein hervorragender Käfer- und Schmetterlingssammler war. Da er Mitgleid des Corps LTTUANIA war, hatter er gute Beziehung zu zahlreichen Königsbergerkreisen. Seine Familie stammte aus Nidden auf der kurischen Nehrung, wo der Großvater zur Zeit der Königin Luise die Posthalterei hatte. Der Vater von August hatte es als Gutsbesitzer zu Geld gebracht und kaufte seinem Sohn das Gut Wernsdorf. Dieser lebte hauptsächlich seinen Liebhabereien: Jagd, Käfer und Schmetterlinge. Ein Zimmer seines Hauses war ganz mit Sammlung angefüllt, die nach seinem Tode für den damals beachtlichen Preis von 10 000 RM nach Amerika verkauft wurden. Der in einem Käfig vor der Hausauffahrt lebende Steinadler fing bisweilen so zu schreien an, daß die Pferde vor den Wagen scheu wurden.
Frau Kuwert war eine Tochter des Kaufmanns Brosko aus Königsberg. Von ihren 6 Kindern wirkte der Sohn Felix lange Jahre als Regierungsbaurat in Königsberg. August Kuwert starb 1894 und wurde auf dem nahen Friedhof in Mahnsfeld beigesetzt. Im Jahre 1914 war Besitzer von Wernsdorf ein Herr Selz.
Ich erinnere mich an ein Telefongespräch mit ihm an einem Spätnachmittag in den letzten Augusttagen 1914, als ich auf dem Landratsamt Telefondienst hatte. Er teilte mit, daß sein Haus von den Russen beschossen werde und fragte, wie er sich verhalten solle. Weil es für diese Anfrage keinen "Vorgang" gab, wie man im Behördendeutsch sagte, habe ich ihm wohl eine Antwort gegeben, mit der er nichts anfangen konnte. Wahrscheinlich handelte es sich um eine Kavallerie-Patrouille, die aber zurückgepfiffen wurde, weil die russische Armee in den letzten Augusttagen ihren Rückzug antrat.
Heute ist nun im Land um den Frisching, das zu dem unter sowjetischer Verwaltung stehenden Teil Ostpreußen gehört, alles anders. Dem Frischingfluß hat man den Namen Swiezo gegeben. Er mündet bei Brandenburg, das heute Usako genannt wird, noch immer in das Frische Haff, aber dieses nennen die Polen Zalew Wislany (Weichselhaff). Die Nachbarorte von Mahnsfeld führen jetzt folgende Namen:
Kobbelbude: Sventloje
Seepothen: Zwetkovo
Ludwigswalde: Lesnoje
Kreuzburg: Slavskoje
Tharau: Vladimirov
(Verfasser: Erwin Gutzeit)
(Quelle: Unser schönes Samland- Samländischer Heimatbrief 47. Folge Herbst 1975)
Mahnsfelder Mahnmale
Gefallenenehrenmal 2010
Foto von 2010. Der Baum steht noch, die Kirche ist fort.
Heute in Mahnsfeld, am Frisching und Umgebung
...schrieb Bernhard in mein Gästebuch. Er lebt in Kaliningrad und hielt Wort; er sah sich recht genau um. Herzlichen Dank!
Mahnsfeld und die Frisching Gegend heute