Ohne Tine und ihre Mutti Ruth, geb. Duns aus Packerau hätte ich wohl kaum noch Mut gehabt, der Geschichte der Einwohner, ihrem Verbleib und damit meinen eigenen Wurzeln weiter nach zu gehen.
Bereits nach wenigen Mails war jedoch klar, Tine und ich würden ein sich sehr gut ergänzendes Team bilden können .... So schreibt sie mir z.B. als Antwort auf meine Mail zu ihrem Gästebucheintrag...
...."Ich glaube, diese Sehnsucht ist genetisch bedingt. Auch ich spüre eine tiefe Verbundenheit mit Ostpreußen, der Heimat meiner Mutter."
Das verwundert nicht, wenn wir uns an diesen Text von Horst Schulz erinnern (Quelle: Freundliche Zusendung von Herrn Beutler aus Packerau):
Auf der rechten Seite wird Georg Duns als einer der letzten Besitzer in Packerau genannt. Er war der Vater von Oma Staats, geb. Duns; Tines Großvater. Familie Duns hat bis zur Flucht in Packerau gelebt, das belegen die Einwohnerlisten:
Auf dem Duns´schen Hof in Packerau: Hoch zu Roß klein Ruth (Mutti), Hofarbeiter Schwill, Lydia Duns, geb. Barrakling, Selma Duns,
Georg Duns.
So, wie meine Urgroßeltern Matz dort bis in die 1940er lebten, was auch in den Einwohnerlisten steht:
Uroma Amalia Matz und Uropa Heinrich
... und auch Großonkel Gustav Matz mit seiner Familie und somit Onkel Heinz
In Packerau: Neffe Fritz Schardt aus Baiersfelde ist zu Besuch
Ein Naar, wer da keine Lust am weiter forschen findet! Neben einer Fülle an Material (es sollte im Laufe der Zeit noch mehr werden) haben wir mit Tines Mutti (85) eine Zeitzeugin sonder gleichen! Auch Oma Lydia hatte bereits zu Lebzeiten an Tochter und Enkel typisch ostpreußisches und Hinweise zum Ort vermacht.
Also noch mal zum Ausgangspunkt, zurück nach Packerau. Tine geht mit Mutti die Einwohnerlisten durch. Ein grosses Hallo nach soviel Jahren:
Mutti erinnert sich an Annerose Arndt. Der Arndt`sche Hof lag im Abbau Packerau, Richtung Tharau. Dann war da die Familie um den Bauern Friedrich Bass; im Dorf Packerau lebte die Familie Robert Bender, sein Frau Elise war eine geb. Müller.
Julius Barrakling war Verwandtschaft von Muttis Mama Lydia Duns, geb. Barrakling. Auch die Familie des Freiarbeiters Artur Beutler ist ihr ein Begriff. Sohn Willy hatte bei Ruths Eltern auf dem Hof gearbeitet. Dröses wohnten im Abbau Packerau, Böhms im Dorf und Fröses und Henkes am Wald.
Karl Duns und Wilhelmine Peppel waren als Altsitzer eingetragen: Muttis Großeltern also und somit Tines Urgroßeltern!
Kaufmann Artur Konopatzki hatte den Kolonialwarenladen, an der Strasse von Kreuzburg nach Tharau, Abbau Packerau.
Kaufmann Koeck mit Familie hatte seinen Hof im Dorf Packerau. Rentnerin Amalie Birkholz wohnte im sog. Armenhaus in der Nähe vom Hof Georg Duns. Ein weiterer Nachbar zu Duns war Bauer Mannke der auch eine Imkerei führte.
Nach Mannke kommt Matz in den Einwohnerlisten. Mutti erinnert sich, juhuu. Sie berichtet über meinen Grossonkel: Freiarbeiter Gustav Matz mit Frau Anna, geb. Waschkau und den Kindern Agnes und Heinz wohnten gegenüber vom Kolonialwarenladen Konopatzki.
Über meinen Onkel Heinz Matz sagt Mutti: "Das war ein gutaussehender Mann".
Heinz Matz, Maurergesell in Packerau. Wie viele andere wurde er noch zum Volksturm eingezogen um zu retten, was längst verloren war...
Über meine Urgroßeltern Amalia und Heinrich Matz vermutet Mutti, diese hätten an der Strasse nach Kreuzburg gewohnt.
Podewill lebten im Dorf Packerau, Rohdes vielleicht auch an der Strasse nach Kreuzburg? Bäuerin Anna Schwarz hatte nach dem Tod des Mannes Ernst Schwarz einen Herrn König geheiratet. Ihr Hof war im Dorf und die Tochter hiess Renate.
Bauer Erwin Schwarz´s Hof lag im Abbau an der Strasse nach Kreuzburg.
Schimmelpfennig war Freiarbeiter und die Söhne Heinz und Georg Kutscher.
Die Familie August Skovronnek wohnte im Insthaus Duns; Strassenwärter Willert mit Familie im Insthaus Peppel.
Die Bewohner von Abbau Packerau, also Ruth, gingen in Tharau zur Schule. Man ging ja damals zu Fuss und das Ännchen Dorf lag näher für die Kinder des Abbau. Die Kinder aus Dorf Packerau gingen nach Arnsberg zur Schule.
Getauft und eingesegnet wurde man natürlich in der Ännchen Kirche.
Soweit Mutti´s Erinnerung, nach all den Jahren natürlich ohne Gewähr......... und ihr Interview:
Nicht mal ein Jahr haben unsere Recherchen benötigt um etwas über Packerau und unsere Familien zu erfahren. Tine und ich entschlossen uns, im September 2010 das Heimatkreistreffen Preußisch Eylau in Verden zu besuchen. Unsere Hoffnung: Vielleicht traf Mutti dort ja noch jemanden aus Packerau....
Nach vielen Mails und Telefonaten war es endlich soweit. Unser erstes Treffen im "Grünen Jäger" fand statt:
Tharau/Wittenberger Tisch beim HKT in Verden: Ruth, geb. Duns schaut zu, wie Tochter Tine und ich unsere Packerau Unterlagen studieren. Die gähnende leere am Tisch spricht Bände..... Aber wir sollten noch reich beschenkt werden...
Frau Andres, Betreuerin der Tharauer, hatte von unserem Anliegen erfahren. Darauf hin rief sie bei Erika, geb. Zidorn gebürtig aus Tharau an. Erika hatte regelmässig an den Treffen teilgenommen und wurde schon vermisst. Es stellte sich heraus, das sie aus gesundheitlichen Gründen und dem Mangel an Fahrgelegenheit diesmal fern geblieben war. Tines Mann zögerte nicht und holte Erika zum Kreistreffen:
Wiedersehen nach rund 70 Jahren: "Hallo Ruth, ich bin Erika Zidorn. Wir sind zusammen in Tharau eingesegnet worden. Erinnerst du dich ?". "Ja, aber du siehst so anders aus...."
Man hat sich was zu berichten...
...und wird von der Nachfolgegeneration intensiv befragt...
Die Zeit in Verden ist viel zu knapp. Bevor wir richtig Hallo gesagt hatten, begann das Rahmenprogramm der Kreisgemeinschaft. Der Saal füllte sich und plötzlich war kein Stuhl mehr frei. Alle hatten einen langen Heimweg anzutreten und Erika sollte auch wieder wohlbehalten zu Hause ankommen.
Tine entschied: Es soll ein Wiedersehen geben:
Gesagt, getan! Im Juni 2011: Treffen bei Erika!
Tine landet beim googeln einen wundersamen Treffer: